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Verschiedenes
Street Food Market Freiburg (c) FWTM / Fotografie-mit-Harmonie | | | Freiburg: 9.000 Besucherinnen und Besucher auf dem 9. Street Food Market | Trotz starken Regens und kalter Temperaturen am Sonntag konnte die Freiburg Wirtschaft Touristik und Messe GmbH & Co. KG (FWTM) insgesamt 9.000 Besucherinnen und Besucher auf dem 9. Street Food Market begrüßen. 36 Foodtrucks boten am vergangenen Wochenende auf dem Gelände der Messe Freiburg eine große Auswahl an nationalen, internationalen und exotischen Spezialitäten, die direkt vor Ort frisch zubereitet wurden. „Wir freuen uns sehr, dass der Street Food Market erneut einen so großen Anklang gefunden hat. Insbesondere am Samstagnachmittag haben viele SC-Zuschauer ihren Stadionbesuch mit einem Besuch auf dem Street Food Market verknüpft“, sagt FWTM-Abteilungsleiterin Victoria Vehse. „Auch der Sonntag war trotz der schlechten Witterungsbedingungen gut frequentiert. Das ist für eine Open-Air-Veranstaltung, zu der man ohne Ticket kommen kann, nicht selbstverständlich.“
Neu dabei waren beispielsweise „Ben´s Ice“ mit Softeis und Frozen Yogurt, die Burkheimer Winzer am Kaiserstuhl, die „Curly GmbH“ mit Icerolls und Bubble Waffeln oder „Sakis Pitagod“, die mit griechischen Pitas begeisterten. Ebenso vielfältig war die Getränkeauswahl, die vom klassischen regionalen Wein über Craftbeer bis hin zu frischen Smoothies reichte. Ein buntes Rahmenprogramm mit Karussell, Hüpfburg, dem „Photomobil“, Buchtanz-Shows, dem Henna Mobil und BeachLounge-Musik rundete die Veranstaltung perfekt ab.
Auch die Betreiberinnen und Betreiber der Foodtrucks ziehen ein positives Resümee: „Wir sind sehr zufrieden. Die Veranstaltung hatte ein tolles Flair, eine gute Stimmung und die Besucherinnen und Besucher waren sehr freundlich. Für unsere erste Teilnahme am Street Food Market haben wir zudem gute Umsätze gemacht“, sagt Nicole Stey, die Schokofrüchte angeboten hat. Athanasios Tsirtsos von Sakis Pitagod: „Wir wurden regelrecht überrannt und sind sehr zufrieden. Gerne sind wir nächstes Jahr wieder mit dabei.“
Der nächste Street Food Market findet am 3. und 4. August 2024 statt. | | | | |
| Pane di Semola (c) TMBW / Lengler | | | Alltägliches kann so besonders sein | Sepia, Rote-Bete-Saft und Holzkohle sind nicht die typischen BrotÂzutaten. Aber Jörg Schmid ist auch kein normaler Bäcker. Der Brotsommelier und Bäckermeister spielt oft mit Gewürzen und Farben, weiß aber auch traditionelle Brote zu schätzen. Heute hat er sich zum Erfahrungsaustausch mit Landfrauen im Beurener Backhaus getroffen
„Los geht’s“, ruft Heike aus der Tür, „der Ofen hat 300 Grad, wir müssen uns beeilen.“ Schließlich warten 45 Brotlaibe darauf, gedrückt und gewirbelt zu werden ... Und sind die schwäbischen Flammkuchen schon fertig?
Das Backhaus, in dem Heike heute gemeinsam mit ihren Freundinnen von den Landfrauen Beuren-Balzholz und Bäckermeister Jörg Schmid backt, liegt in Beuren. In der idyllischen Gemeinde am Fuß der Schwäbischen Alb gibt es insgesamt vier solche Häuschen, von denen zwei noch in Betrieb sind. Das Obere Backhaus im historischen Kern, das privat genutzt werden darf, und das über 100 Jahre alte Backhaus im Freilichtmuseum Beuren, in dem Backkurse angeboten werden. Nahezu jede Gemeinde besaß früher ein Backhaus. Es waren lange die einzigen Orte, an denen überhaupt gebacken werden durfte, da Privatöfen im 17. Jahrhundert aus Brandschutzgründen verboten waren. Heute hat zwar jede Wohnung ihre voll ausgerüstete Einbauküche, dennoch werden die mächtigen Steinöfen von Beuren wieder regelmäßig angeheizt. Und das ist nicht nur ein echtes Event für die Landfrauen und Familien von Beuren. „Es ist nachhaltig und unheimlich befriedigend, nach einem arbeitsintensiven Tag solch ein tolles Produkt in den Händen zu halten“, findet Jutta.
Sobald die Türen des Backhauses geöffnet werden, geht die Arbeit auch schon los. Die einen schichten getrockneten Obstholzschnitt in den großen Ofen und feuern ihn an. Die anderen bereiten in einem kleinen Nebenraum die Brotteige vor, belegen Dinnete, eine Art schwäbische Flammkuchen, und formen süße Zimtschnecken.
Aus dem Nähkästchen eines Brotsommeliers
Als der Ofen die 350-Grad-Marke erreicht, macht sich auch Jörg Schmid an die Arbeit. Der Bäckermeister hat in seiner Bäckerei in Gomaringen einen Pane di Semola-Teig vorbereitet, ein Brot aus italienischem Hartweizenmehl. Beim Kneten und Formen erzählt er Jutta und Heike von seinem Brot und dem Alltag als Bäckermeister und Brotsommelier. In seiner Kreation verwendet er einen „Madre“, einen italienischen Sauerteig, den er schon vor einigen Tagen angesetzt hat. Der wurde in den Semola-Teig gemischt, der dann noch einmal 24 Stunden lang reifen durfte. „Das ist gut für das Aroma. Ein gutes Brot braucht Zeit! Und einen Sauerteig“, sagt der Brotprofi. „Fertig gebacken ist das Pane di Semola wattig und fluffig zart, mit schönen Röstaromen, einer Sauerspitze im Abgang und einem leichten Zimtaroma“, schwärmt Jörg.
Wer, wenn nicht ein Brotsommelier, könnte den Geschmack eines Brotes so genau beschreiben? Doch das Ziel dieser Fortbildung an der Akademie in Weinheim ist in erster Linie das Foodmatching. Welches Brot passt zu welchem Belag, zu welchen Speisen und zu welchem Getränk? Um das alles zu verstehen und anwenden zu können, lernen die Bäckermeister bei der Weiterbildung die Geschichte und Kultur des Brotes kennen – und so einiges über Ernährung im Allgemeinen. Jörg Schmid erzählt, dass er sein Wissen nicht zuletzt nutzt, um seine Mitarbeiter und Kundinnen in Gomaringen noch stärker für das wertvolle Lebensmittel Brot zu begeistern und für seine Besonderheiten zu sensibilisieren.
Ab in den Ofen
Hübsch in Form gewickelt, können seine Semola-Brote noch etwas ruhen, denn zuerst kommt etwas anderes in den Ofen. Bei einem Tag im Backhaus wird traditionell nicht nur Brot gebacken: Der Ofen wird zu Beginn auf 400 Grad aufgeheizt und kühlt dann stundenlang ab. Dabei wird nahezu jede Temperatur genutzt: Bei 320 Grad backen Dinnete oder Pizza, bei 280 Grad die Brote. Ab 220 Grad kommen Hefezopf und Teilchen rein und danach Rührkuchen.
„400 Grad!“ Jetzt muss es schnell gehen. Nach dem Ausfegen des Ofens und dem Backen der Dinnete werden über 45 Brote in den Ofen eingeschossen. Die vorgeformten Laibe landen ganz hinten, dann kommt das Netzbrot. Netzbrotteig hat einen hohen Wasseranteil und wird deswegen nicht in Laibe geformt, sondern in den Ofen geschapft. Dafür wird eine Kelle, die an einem langen Stab befestigt ist, nass gemacht, eine Portion Teig in die Kelle gefüllt und darauf eine Handvoll Kleie verteilt. Die Kelle wird in den Ofen geschoben und der Teig mit einer schnellen Drehung auf die Steinplatte verfrachtet. Jörgs Brote landen als letzte im Ofen – die Bäckerinnen können endlich verschnaufen. Und verkosten, denn Jörg hat einiges mitgebracht.
Wie die Tussi(-stange) zu ihrer Farbe kommt
Die Tussi- und Machostangen sind als Erstes alle. Nicht nur, weil sie durch ihre rosa und schwarze Farbe besonders auffällig sind, sondern auch weil sie mit ihren Chia-Leindotter-Basilikumsamen und dem Holzkohle-Salz-Knoblauch-Topping besonders gut schmecken. Auch Jörg probiert seine Brote konzentriert. Er riecht daran, fühlt und kaut lange – alles mit geschlossenen Augen. Auch nach zwanzig Jahren als Bäcker und sieben als Brotsommelier empfindet er Brot immer noch als etwas Besonderes. Und er teilt sein Wissen gerne. Er verrät etwa, wie das schwarze Wurzelteigbrot (Machostange) und das rosafarbene Dinkelbaguette (Tussibrot) zu ihren Farben kommen: durch das Beimischen von Sepia und Rote-Bete-Saft. Vor allem beim Rote-Bete-Saft müsse man jedoch vorher entscheiden, wie das Endprodukt aussehen solle, verrät Schmid. Soll es auch innen rosafarben sein, müsse man das Brot sofort backen. Ließe man die vorgeformten Teiglinge über Nacht stehen, würden sie durch die Fermentation nur außen rosafarben sein.
Schmid: „Unser Brothandwerk ist eine Mischung aus Tradition und Innovation. Wir arbeiten sehr naturbelassen, toben uns aber gerne mit besonderen Gewürzen und Farben aus, um zu zeigen, wie wir in meiner Bäckerei Brot verstehen.“ Die Begeisterung ist gegenseitig: Auch das ofenfrische Brot der Landfrauen schmeckt dem Brotsommelier. „So gerne ich innovative Rezepte erfinde, mag ich traditionelle und puristische Brote doch am liebsten“, sagt er lachend. „Und ich bekomme richtig Lust, neue Kreationen auszuprobieren“, grinst Jutta und beißt in das Pane di Semola.
zum Bild oben:
Das Pane di Semola ist Jörgs Version eines apulischen Pane die Altamura (c) TMBW / Lengler | Mehr | | | |
| (c) TMBW / Lengler | | | KULINARISCHES BAULAND | Mit Essen spielt man nicht, aber man kann mit dem Fahrrad durchfahren. Auf den beiden, insgesamt 100 Kilometer langen Grünkernradwegen in der Ferienregion Odenwald etwa. Die führen durch im Juli rot-gelb gefärbte Grünkernfelder und an den wichtigsten Stationen der Fränkischen Grünkern-Produktion im sogenannten badischen Bauland, zwischen den Flüssen Neckar, Jagst und Tauber vorbei
„Irgendwie habe ich mir die größer vorgestellt“, sagt Daniel zu Tina und steht, die Arme in die Hüften gestemmt, vor dem zugegeben wirklich nicht großen Fachwerkhäuschen. In der denkmalgeschützten Darrenstraße in Walldürn-Altheim stehen insgesamt 13 dieser Gebäude, in denen früher der Grünkern direkt nach der Ernte gedarrt, also getrocknet, wurde. An dem stillgelegten Steinbrunnen vor den Häuschen macht das Radlerduo Rast. Es ist ein warmer Juli-Tag. Bis auf die Schwalben, die auf Futtersuche durch den Himmel sausen, ist kaum jemand in dem Dorf unterwegs. Ob alle Bewohner bei der Grünkernernte helfen?
Tina und Daniel sind im Odenwald, genauer gesagt im Bauland unterwegs, einer sanft hügeligen Region nordöstlich von Moosbach und ganz im Osten Baden-Württembergs. Im Bauland gibt es viel zu entdecken: die berühmte Wallfahrtsbasilika zum Heiligen Blut in Walldürn, die Obere Burg in Hardheim und den Grünkern zum Beispiel. Ihnen allen begegnet man auf den Grünkernradwegen 1 und 2, die zusammen knapp 100 Kilometer lang sind. Das radbegeisterte Pärchen ist mit seinen E-Bikes heute auf Route 2 unterwegs. Die führt auf gut ausgeschilderten Wegen von der hübschen Fachwerkstadt Walldürn über Boxberg nach Rosenberg. Doch was ist Grünkern überhaupt? Und warum nimmt er hier so eine bedeutende Rolle ein? Das weiß Armin Mechler, einer der größten Grünkernproduzenten der Region. Und zu dem sind die beiden jetzt unterwegs.
Retter in der Not
„Grünkern ist unreif geernteter Dinkel", verrät Mechler, während Tina und Daniel mit ihm am Rand seiner Felder entlangspazieren. Und wären die Sommer Mitte des 17. Jahrhunderts nicht so furchtbar kalt und verregnet gewesen, hätte man ihn möglicherweise gar nicht entdeckt. Um 1660 herum waren die Wetterbedingungen in der Region für einige Jahre so schlecht, dass den Bauern die Ernte auf den Feldern verdarb und eine Hungersnot drohte. Darum ernteten die Menschen den Dinkel unreif und trockneten ihn über dem Buchenfeuer. Und siehe da, durch das Rösten erhielten die Körner eine nussige Note und wurden unter anderem als feine Suppeneinlage verwendet. Von da an erntete man regelmäßig einen Teil des Dinkels zwei bis drei Wochen früher als Grünkern.
Mechler ist mit Grünkern aufgewachsen. Seit Generationen wird das Getreide in seiner Familie angebaut. Der Produzent war auch unter den regionalen Grünkernerzeugern, die den hier angebauten Bauländer Spelz unter der Markenbezeichnung Fränkischer Grünkern eintragen und schützen ließen. Dieser Bauländer Spelz ist die älteste, wunderbar aromatische und nur hier angebaute Grünkernsorte auf dem Markt. „Unser Grünkernabsatz hat Hochs und Tiefs“, erzählt Armin, „mal wird ganz viel gekauft und dann wieder wenig. Aktuell erleben wir eine Hochphase, da der Grünkern durch den hohen Anteil an B-Vitaminen, Eisen und Magnesium als Superfood gilt. Aber er schmeckt auch einfach gut.“
Der letzte Schliff
Unmittelbar nach der Ernte muss der weiche Grünkern bei 150 Grad getrocknet werden. Das macht Mechler in einer Industriedarre, die in einer seiner großen Lagerhallen bei Walldürn-Altheim steht. Bevor das Korn an die Kundin kommt, muss das Korn noch entspelzt werden, also von den fest mit dem Korn verwachsenen Deckblättern befreit werden. Das wird in der Talmühle Haas erledigt, Tinas und Daniels Ziel der Radtour.
Sie liegt zwischen einem Wäldchen und von Blumen rot-gelb gefärbten Grünkernfeldern am Flüsschen Kirnau in einem kleinen Tal hinter Rosenberg. Als die beiden Radelnden am hübschen Fachwerkgebäude ankommen, entlädt gerade ein Lastwagen seine Dinkelfracht durch ein Bodengitter. Mühlenbetreiberin Evi Haas beobachtet das Abladen und verschwindet dann wieder im Inneren der Mühle, in dem die Spelzanlage auf Hochtouren brummt. Vor dem Eingang zum Hofladen stellen Tina und Daniel ihre Räder ab und gehen hinein. Für eine kleine Packung Fränkischer Grünkern ist auch im Fahrradrucksack Platz, schließlich kauft man selten näher am Erzeuger ein als hier. In dem zur Spelzanlage offenen Mühlenladen liegen Mehl, Müsli, Nudeln und Getreide, alle von regionalen Erzeugern eingekauft und hier verarbeitet. Als Tina und Daniel ihre Räder wenig später wieder aufschließen, verrät Evi den beiden noch, dass sie unbedingt in ein Restaurant ganz in der Nähe einkehren sollten, das jedes Jahr bei den Grünkernwochen dabei sei. „Da gibt es den Grünkern in allen Variationen, als Pfannkuchen, als Suppe und zum Nachtisch sogar als Praline“, berichtet Evi.
In diesem Jahr werden sich die beiden langsam an den Grünkern rantasten; mit einer Suppe und Bratlingen. Für die Praline sind sie eventuell nächstes Jahr bereit. Wenn sie wiederkommen, um Route 1 zu befahren.
Kurz-Info:
Mehr Informationen zu den Routen und Sehenswürdigkeiten gibt es unter
tg-odenwald.de/gruenkernradweg
Besonderer Tipp: Zur Erntezeit gibt’s in der Region Grünkernwochen. Es werden Feste gefeiert und Grünkern wird in allen Variationen angeboten: fraenkischer-gruenkern.de
zum Bild oben:
Die Grünkernradwege 1 und 2 sind zusammen knapp 100 Kilometer lang
(c) TMBW / Lengler | Mehr | | | |
| Urlaubsgäste beim Stadtbummel (c) TMBW / Düpper | | | Tourismus jenseits des Wachstums? | Tourismusschaffende aus Baden-Württemberg diskutieren über die Zukunft der Branche und mögliche neue Erfolgskennzahlen
STUTTGART/METZINGEN, 4. Juli 2023 – Beim Tourismustag der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg (TMBW) ging es am 4. Juli in Metzingen um nicht weniger als die Frage, welchen Tourismus die Branche selbst sich künftig wünscht und wie sich der Erfolg des Urlaubslandes und seiner Destinationen in Zukunft bewerten lässt. Für die über 300 anwesenden Tourismusschaffenden war es der Startschuss zu einer Debatte, die zu einer Neubewertung der heimischen Reisebranche beitragen soll.
„Im Tourismus definieren wir Wachstum und Erfolg seit langer Zeit vor allem als ein Wachstum unserer Gäste- und Übernachtungszahlen“, sagte Staatssekretär Dr. Patrick Rapp zum Auftakt der Veranstaltung. Als Präsident des Tourismus-Verbands Baden-Württemberg begrüße er eine breite Debatte darüber, wie die Branche ihren Erfolg definieren wolle. „Klar ist, dass wir unsere Gästezahlen nicht auf Dauer und nicht ins Unermessliche steigern können“, so Rapp. Es gehe vielmehr darum, dauerhaft die Anforderungen von Betrieben, Gästen und Einheimischen in Einklang zu bringen.
Neues touristisches Ökosystem
Wie ein solcher Ansatz funktionieren kann, skizzierte der Wiener Zukunftsforscher Andreas Reiter in seinem Impulsvortrag. Für ihn wirken die multiplen Krisen der vergangenen Jahre lediglich als „Beschleuniger für eine radikale Runderneuerung“ und für eine grundlegende Transformation des Tourismus. Aktuell verschiebe sich die Gewichtung der Branche vom quantitativen Wachstum hin zu qualitativer Entwicklung. Hierzu gehört für Reiter ein ganzheitlicher Ansatz, der alle Beteiligten einbezieht: „Das neue touristische Ökosystem ist mehr als die Summe der einzelnen Akteure. Es wird getragen von einem neuen verantwortungsvollen Spirit, der Qualität vor Quantität einfordert, Wertschätzung vor Wertschöpfung, Gemeinwohl vor Partikular-Interessen.“
Mit einer neuen Bewertung von Wachstum geht auch die Frage einher, wie sich der Erfolg des Tourismus künftig messen lässt, falls Gäste- und Übernachtungszahlen als maßgeblicher Wert an Gewicht verlieren. Hier steht die Tourismusbranche noch ganz am Beginn einer Neuausrichtung. Mögliche Alternativen stellte die Stuttgarter Tourismusforscherin Vanessa Borkmann vor, die den gesellschaftlichen Beitrag des Tourismus insgesamt besser erfassen möchte. Hierfür müsse man neue Kennzahlen entwickeln, um die Relevanz der „Gastwelt“ ganzheitlicher zu bewerten: „Dazu könnten unter anderem Kennzahlen wie der Social Impact, Gemeinwohl, Nachhaltigkeit oder auch der Digitalisierungsindex dienen.“
Tourismus und Gemeinwohl
Wie sich eine Tourismusdestination jenseits von reinem Wachstum neu aufstellen und dabei am Gemeinwohl orientieren kann, präsentierte Christian Haselsberger, der für den österreichischen Tourismusverband Wilder Kaiser als Lebensraum-Manager die Interessen von Einheimischen und Urlaubsgästen zusammenführt. Die Region gilt als Vorreiterin in Sachen Gemeinwohl-Ökonomie und verfügt bereits seit 2019 über eine Gemeinwohl-Bilanz. Mit dieser Ausrichtung verbunden ist die Motivation, die eigene Region zu einem lebenswerten und nachhaltigen Lebensraum weiterzuentwickeln: „Ein intensiver Dialog mit der Bevölkerung und ein Denken nach der Gemeinwohl-Ökonomie sind Basis für dieses Handeln“, so Haselsberger.
Was alle am Tourismustag vorgestellten Ansätze verbindet, ist die Überzeugung, dass die Branche weit mehr umfasst als das Beherbergen und Bewirten von Gästen. Ein verantwortungsvoller Tourismus bringt die Interessen von Einheimischen und Gästen in Einklang, steigert die Attraktivität des Standorts und strebt neben ökonomischem Erfolg auch ökologische und soziale Nachhaltigkeit an. Wie sich all dies messen und bewerten lässt, ohne ausschließlich auf Übernachtungszahlen zu schauen, muss nun weiter diskutiert werden. Wachstum um jeden Preis hat dabei auch in der Tourismusbranche als vordergründiges Ziel längst ausgedient. | | | | |
| Gastronomie: Bistro macht Sinn (c) meerfreiheit | | | Nachhaltige Gastronomie – weil’s besser schmeckt | Zum Tag der nachhaltigen Gastronomie am 18. Juni weist Slow Food Deutschland darauf hin, dass Restaurants, Gasthäuser und Kantinen zentrale Orte für die Ernährungswende sind. Hier wird sie von nachhaltig arbeitenden Köchinnen und Gastronomen mitgedacht und praktisch umgesetzt. Stellvertretend dafür steht bei Slow Food die Chef Alliance mit aktuell 79 Köch*innen; auch der Restaurant-Guide Genussführer ebnet den Weg zu nachhaltigen Speiseplänen. Diese Netzwerke sind aus Slow-Food-Sicht zukunftweisend und verdienen mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung. | Mehr | | | |
| Weinsüden Pop-up (c) TMBW / Udo Bernhart | | | IN VINO LÄSSIGKEIT | Eine landesweite Kooperation macht sie möglich: Weinsüden Pop-ups – von Jungwinzern ausgerichtete Festivals mit Bar und Musik mitten im Weinberg. Zum Beispiel in Bretzfeld, wo Gäste eine Weinkultur erleben, die jung und regional ist.
Die Sonne hängt tief am rosaroten Himmel, der Wind weht Sommerluft über die Hänge. Arm in Arm stehen sie auf einer Anhöhe und blicken auf eine Landschaft aus Weinbergen, Wäldern und Wiesen. Während weiter unten am Weinberg geprostet, gelacht und getanzt wird, sind Julia Siller und Florian Mai für einen Moment still. Den ganzen Tag haben die Jungwinzerin und der Jungwinzer damit zugebracht, das Weinsüden Pop-up-Festival in Bretzfeld in der Nähe von Heilbronn zu organisieren. Sie haben Liegestühle, Bänke und Tische aus Holz aufgestellt, Lampions und Lichterketten an Weinreben aufgehängt, Banner aufgestellt und Musikboxen installiert. Und natürlich eine Weinbar aufgebaut. Seit dem frühen Abend schenken sie dort Weine aus, die Julia vom Schneckenhof Weingut Müller und Florian vom Weingut Mai mitgebracht haben, ihren Familienweingütern in Bretzfeld. Klassiker wie Trollinger, Lemberger, Schwarzriesling und Spätburgunder fließen aus der Flasche in die Gläser der Gäste.
Dank der Keuperböden und der sonnigen Hänge rund um die Familienweingüter am Fuße des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald bieten sie auch Weine aus hier selteneren Rebsorten an, wie Gewürztraminer und Muskateller. Kräftig und vollmundig schmecken die Premiumweine Milan, Bussard und Falke. Warum das Schneckenhof Weingut Müller seine Weine nach heimischen Greifvögeln benennt? Weil das Familienweingut einen Weinausbau betreibt, der besonders schonend und im Einklang mit der Natur ist, in der die Tiere zu Hause sind. Außergewöhnlich ist der Rosé Flirty, den Florian gemeinsam mit seinem Freund und Kellermeister Nico Borth kreiert hat und für den das Duo 2022 mit dem Württembergischen Jungwinzerpreis ausgezeichnet wurde. Nach Blumen und Beeren riecht der liebliche Wein. Und weil er eine frische Note hat, speziell für junge Leute gemacht wurde, passt er perfekt zu den Weinsüden Pop-up-Events, die traditionsgemäß von jungen Winzerinnen und Wengertern in Baden-Württemberg ausgerichtet werden.
Ein Tanz durch den Wein
Von Mai bis September finden die Events in Kooperation mit Tourismus Marketing Baden-Württemberg, den Jungwinzervereinigungen Generation Pinot aus Baden und Wein.im.Puls aus Württemberg sowie der Badischen Weinstraße und den Weinwegen Württemberg statt. Und zwar in Orten, in denen Weinkultur schon seit jeher gelebt wird. „Wir wollten das Weinsüden Pop-up unbedingt zusammen organisieren“, meint Julia. Sie und Florian stammen von benachbarten Weingütern und sind schon zusammen zur Grundschule gegangen. „Heute verbindet uns die Liebe zum Wein“, ergänzt Florian. Im Bewirten und im Ausrichten von Festen und Events rund um das Thema Wein haben die beiden Erfahrung. Julia hat schon als Jugendliche im Gasthof „Zum Lamm“ gearbeitet, der zum Familienbetrieb gehört und gleich neben dem Weingut angesiedelt ist. Regionale Küche wie Schwäbischer Zwiebelrostbraten mit Spätzle, hausgemachte Maultaschen oder Vesperplatte gibt es auch in der Weinstube auf dem Weingut Mai, wo regelmäßig zu besonderen Weinevents geladen wird.
Als Standort für das Weinsüden Pop-up haben sich die beiden einen Platz inmitten der Weinberge des Weinguts Mai ausgesucht. Es ist Florians Lieblingsplatz. „Als Winzer habe ich das Glück, die Aussicht auf die Weinberge fast täglich genießen zu können. Ich wollte diesen Anblick mit anderen teilen.“ Zu den Gästen des Weinsüden Pop-up-Festivals gehören Familienmitglieder und Freunde der beiden sowie Einheimische und Gäste aus Bretzfeld und Umgebung. Viele sind wie Julia und Florian tief verwurzelt mit der Weinkultur der Region. Da sich die Weinlandschaft rund um Bretzfeld wunderbar für Ausflüge in die Natur eignet, haben sich auch Wanderinnen und Radfahrer unter die Gäste gemischt, die nun im Licht der Lampions auf den Liegestühlen chillen, sich an der Bar unter die Leute mischen, auf einer kleinen Wiese zwischen den Weinreben zu den Klängen der Musik tanzen oder auf den Bierbänken sitzend von den regionale Speisen kosten, die vor Ort angeboten werden. Unterdessen sorgen Julia und Florian für Nachschub: Sie schleppen Getränkekisten aus dem Kühlwagen, kontrollieren die Temperatur, schenken ihre Weine in bauchige Gläser ein. Bis tief in die Nacht werden sie ihre Gäste bewirten. Nur hin und wieder ziehen sich Julia und Florian kurz zurück und stoßen an – auf die Liebe zum Wein und den gemeinsamen Erfolg des Abends. | Mehr | | | |
| Café Satz (c) Foto: Daniel Jäger | | | Café Satz | Dies könnte Ihr zweites Wohnzimmer werden: das „Café Satz“ im Stühlinger, Freiburg. Auf einem der gemütlichen Sofas Platz nehmen und eine Tasse fair gehandelten Kaffee genießen. Dazu ein Stück selbst gebackenen Kuchen. Das Buch dazu gibt es gleich nebenan im Antiquariat. Sie können auch das Sofa kaufen oder das Café mieten und damit die Ukraine-Hilfe des S'Einlädele unterstützen. Täglich warme Suppe.
Guntramstr. 57
79106 Freiburg
Tel.: 0761-15615760 | Mehr | | | |
| Grüne Küche, 1950 (c) TMBW / Bernhart | | | Bio-Fine Dining – 1950 Hayingen | Mitten im Biosphärengebiet Schwäbische Alb liegt das weltweit erste „Demeter & Bioland Fine-Dining-Restaurant“. Das „1950“ erweitert das gastronomische Angebot der Familie Tress und würdigt das Erbe von Großvater Johannes, der im namensgebenden Jahr den Grundstein für die bis heute verfolgte, nachhaltige Unternehmensphilosophie legte. Der Clou: Zu jedem Gang des hier servierten vegetarischen „CO2-Menüs“ bekommt der Gast umfassende Infos zu den Zutaten. Vom CO2-Ausstoß bis zu den Kilometern, die sie vom Erzeuger bis ins Restaurant zurückgelegt haben. Damit in der Küche keine Abfälle entstehen, arbeiten Simon Tress und sein Team strikt nach dem Prinzip „Leaf-to-Root“. | Mehr | | | |
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