Konzept zur strategischen Weiterentwicklung des FreiburgTourismus liegt vor
Touristisches Leitbild mit Leitzielen definiert
Das Tourismusberatungsunternehmen Projekt M hat im Auftrag der FWTM ein Tourismuskonzept zur strategischen Weiterentwicklung des Freiburg-Tourismus erstellt. Begleitet durch Expertengespräche und Workshops sowie durch den Tourismusbeirat der FWTM ist im Ergebnis ein vielschichtiges Tourismuskonzept mit konkreten Handlungsempfehlungen entstanden. Der Tourismusbeirat der FWTM, bestehend aus 14 touristischen Leistungsträgern und vier Mitgliedern des Gemeinderats, hat das Tourismuskonzept in seiner Sitzung vom 7. Juli einstimmig beschlossen. Am 18. Juli wird das Tourismuskonzept dem FWTM-Aufsichtsrat zur Beschlussfassung vorgelegt.
Das Tourismuskonzept stellt eine Fortsetzung der im Jahr 2011 aufgesetzten Leitlinien zur Wirtschaftsförderung der FWTM dar. Anfang 2016 wurde das Tourismuskonzept in Auftrag gegeben, da sich die Tourismusstruktur in den letzten Jahren maßgeblich verändert hat: Die Übernachtungszahlen haben sich seit 1987 von 600.000 auf 1,4 Millionen mehr als verdoppelt und auch das Buchungsverhalten der Touristen hat sich verändert. Auch wird sich kurzfristig die Zahl der Hotelbetten um mehr als 30 Prozent sprungartig erhöhen. Des Weiteren ergeben sich mit der Bettensteuer neue Chancen für den Freiburg-Tourismus, die es zu definieren gilt. Zeitgleich mit dem Auftrag der Erstellung eines Tourismuskonzeptes wurde die Institutionalisierung des Tourismusbeirates beschlossen, der den gesamten Prozess begleitet hat.
Das Konzept hat insgesamt 87.000 Euro inklusiver der noch laufenden Gästebefragung gekostet. 40 Seiten der 114 seitigen Studie erläutern 82 Infrastruktur- und Tourismusmarketingmaßnahmen, darunter 20 Schlüsselmaßnahmen, die je nach Priorität, in den kommenden fünf bis zehn Jahren unter Einbezug der jeweiligen Akteure und des Tourismusbeirates zur Umsetzung vorgeschlagen werden. Dabei geht das Konzept unter anderem auf verschiedene Handlungsfelder und Zielgruppen ein. Das Tourismuskonzept wird ergänzt um ein Tagungsraumkonzept und einer Hotelbedarfsanalyse, wodurch zwei elementare Schwerpunkte der touristischen Entwicklung inhaltlich vertieft untersucht wurden. Die Hotelbedarfsanalyse wurde vor dem Hintergrund durchgeführt, dass das Bettenangebot in den Jahren 2017 bis 2019 einen großen Kapazitätszuwachs erfährt, so dass es sinnvoll ist, die weitere Entwicklung zu beobachten.
Freiburgs Erster Bürgermeister Otto Neideck: „Das Tourismuskonzept bietet uns eine Leitlinie zur Weiterentwicklung des Freiburg-Tourismus. Welche Maßnahmen in welchem Zeitraum umgesetzt werden, wird nun anhand einer Prioritätenliste sowie einem Finanzierungsvorschlag gemeinsam mit den städtischen Dienststellen und weiteren Akteuren erarbeitet und dann in die zuständigen Gremien zur Entscheidung eingebracht.“
FWTM-Geschäftsführer Bernd Dallmann: „Der Tourismus ist für Freiburg nicht nur für Einkommen und Arbeitsplätze von großer Bedeutung. Hinzu kommt das Millionen Besucher jedes Jahr das positive Image von Stadt und Region weltweit weitertragen und so zu einer Stärkung der Gesamtentwicklung der Stadt beitragen.“
Ausgangslage des Freiburg-Tourismus
Die Stadt Freiburg im Breisgau weist eine überaus dynamische Tourismusentwicklung auf. Konstant konnten die Ankünfte und Übernachtungen in den letzten Jahrzehnten von 600.000 auf 1,4 Millionen gesteigert werden. Dennoch sollte im Rahmen des Tourismuskonzeptes geprüft werden, wie die vorhandenen Entwicklungspotenziale weiterentwickelt werden können, um beispielsweise die Aufenthaltsdauer der Gäste und somit auch die wirtschaftlichen Effekte des Tourismus zu erhöhen. Gleichzeitig gleicht das Tourismuskonzept die bestehenden Entwicklungspotenziale mit aktuellen Marktentwicklungen und Trends ab, um Chancen, aber auch Risiken für die zukünftige Tourismusentwicklung Freiburgs zu erkennen und geeignete Handlungsempfehlungen ableiten zu können.
Während Freiburg Sehnsuchtsort für Gäste ist, ist er auch Wohn- und Arbeitsort für die einheimische Bevölkerung. Daher wird im Rahmen des Tourismuskonzepts ein qualitatives Wachstumsszenario aufgezeigt, das die Schaffung eines „Lebensraumes Freiburg“ im Sinne hat und auf einem gegenseitigen Verständnis zwischen Gästen und Einheimischen aufbaut und Lebensqualität für beide Seiten generiert.
Leitbild und Leitziele des Freiburg-Tourismus
Fußend auf einer umfassenden Markt- und Potentialanalyse hat Projekt M in Zusammenarbeit mit der FWTM und dem Tourismusbeirat ein touristisches Leitbild sowie übergeordnete und spezifische Leitziele formuliert. Es wird keinen grundsätzlichen Wandel im Freiburg-Tourismus geben, sondern vielmehr eine Weiterentwicklung und Schärfung der bestehenden Inhalte. Die überdurchschnittlich positiven Tourismuszahlen in der Vergangenheit bestätigen die bisherige Fokussierung auf die Themen Green City Freiburg und Gesundheit sowie auf den Städtetourismus und auf den Kongress- und Tagungstourismus. Letzterer wurde vor allem durch den Bau der Messe Freiburg und des Konzerthauses gefördert. Neue Themen werden zukünftig ergänzend sein: „Kultur und Kulinarik“ sowie „Natur und Aktiv“. Eine wesentliche Neuerung im Tourismus wird durch die sich rasant entwickelnde Digitalisierung und Veränderung des Kommunikationsverhaltens sowie auch der Infrastruktur erfolgen. So werden sich auch maßgeblich die Formen des touristischen Marketings weiterentwickeln.
Die Destination Freiburg steht für Lebensqualität, Authentizität und Nachhaltigkeit und soll künftig im Tourismus so positioniert werden. Das übergeordnete Ziel ist eine nachhaltige Tourismusentwicklung und die Positionierung als „Green Destination“:
• Tourismus ist ein integrativer Bestandteil der nachhaltigen Entwicklung der Stadt Freiburg und fördert einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen
• Touristisches Wachstum und Stadtverträglichkeit stehen in Einklang miteinander
• Wirtschaftliche Nachhaltigkeit wird durch Fokussierung auf qualitatives Wachstum im Tourismus und die Erhöhung der touristischen Wertschöpfung in Freiburg und der Region angestrebt
• Freiburg ermöglicht sowohl Besuchern als auch Einwohnern ein entspanntes, authentisches, komfortables, barrierefreies, gesundes und grünes Stadterlebnis
• Durch die verstetigte Einbindung von touristischen Partnern und der Integration der Leistungsträger in die Tourismusarbeit sollen alle vom Tourismus profitieren können
• Freiburg positioniert sich als Vorbilddestination für umweltfreundliche Mobilität im (Städte)Tourismus mit intelligenten Lösungen und innovativen Konzepten
• Smart: Die Stadt nutzt die Einflüsse des digitalen Wandels positiv für den Tourismus
Folgende spezifische Leitziele der touristischen Entwicklung wurden festgelegt:
• Übernachtungstourismus vor Tagestourismus
• Erhöhung der Verweildauer
• Qualitätstourismus mit Individualreiseverkehr und Fachbesuchertourismus
• Stetige Erhöhung der Angebotsqualität
• Saisonale Verteilung der Gästeankünfte
• Erweiterte Ausrichtung des Tourismus auf die Region und Partner wie zum Beispiel Upper Rhine Valley
• Weitere Digitalisierung auf allen Ebenen des Tourismus
Erlebniswelten und Zielgruppen
Auf Grundlage der Leitziele wurden fünf Erlebniswelten entwickelt, die zukünftig als Handlungsfelder und Kommunikationskanäle dienen sollen. Die Erlebniswelten verbinden unterschiedliche Themen, Angebote und Produkte zu einem Erlebnis und erzählen die Geschichte der Destination Freiburg. Durch die Entwicklung von Leitprodukten wird den Erlebniswelten Leben eingehaucht.
Die Erlebniswelt „Stadterlebnis Freiburg“ steht für das Erleben von Geschichte und Kultur, das Entdecken der Altstadt und das Genießen der besonderen Lebensfreude. Dabei wird der Stadtraum zum Erlebnisraum mit den Leitthemen Innenstadterlebnis, Kultur und Shopping.
Die Erlebniswelt „Green Destination Freiburg“ steht für die grüne Seite der Stadt, für Natur inmitten des städtischen Lebens, für die fantastischen Aussichten und das aktive Entdecken des Umlandes.
Der Fokus der Erlebniswelt „Gesundheit“ liegt auf Aspekten der aktiven Erholung in der Natur, der Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit, dem Energietanken für die Seele und nachhaltiger Genussmomente.
Die Erlebniswelt „Business Location Freiburg“ steht für den MICE-Standort Freiburg (Meetings Incentives Conventions Events), für eine innovative Infrastruktur und optimale Angebote für Kongressgäste, Bildungssucher und Wissenschaftler.
„Die Genuss-Triade: Kunst, Kultur und Kulinarik“ eröffnet den Gästen Einblicke in die Museen und Küchen der trinationalen Region entlang des Oberrheins.
Die zukünftigen Zielgruppen für das Tourismusmarketing werden in sozio-demographische Leit- und Ergänzungszielgruppen unterteilt. Die Leitzielgruppen setzt sich zusammen aus Singles und Paare mittleren Alters, Best Ager sowie Geschäftsreisende. Die Ergänzungszielgruppen umfassen Familien, junge Leute und (internationale) Studierende sowie Gruppenreisende, vor allem Fachgruppen, und Busreisende. Bei der wertebasierten Segmentierung ist die Leitzielgruppe der „LOHAS“ („Lifesytle of Health and Sustainability“) herauszustellen, die Schnittmengen mit allen relevanten sozio-demographischen Zielgruppen aufweist und eine Querschnittszielgruppe für Freiburg darstellt. Sie verkörpert eine Wertehaltung, die sich mit der angestrebten Positionierung der Destination Freiburg sehr stark deckt. Die dieser Zielgruppe zuzuordnenden Personen sind gebildet und meist berufstätig und verfügen über ein höheres Haushaltsnettoeinkommen und dadurch über eine hohe Kaufkraft. Weiterhin zeichnen sie sich durch eine auf Regionalität, Gesundheit und Nachhaltigkeit ausgerichtete Lebensweise aus.
Maßnahmenvorschläge
Das Tourismuskonzept enthält neben den Zielen und strategische Handlungsfeldern, und Themenschwerpunkte insbesondere auch umfangreiche konkrete Handlungsempfehlungen, 82 Maßnahmenvorschläge - darunter 20 Schlüsselmaßnahmen -, auf deren Grundlage das touristische Angebot sowie die touristische Vermarktung und der Vertrieb zukünftig zielgerichtet weiterentwickelt und ausgebaut werden sollen. Die Umsetzung der anhand einer Prioritätenliste vorgeschlagenen Maßnahmen erfordert in weiten Teilen Abstimmung und Koordination insbesondere mit der Stadtverwaltung, touristische Leistungsträgern und Kulturinstitutionen sowie Kammern, Verbänden und Vereinen etc.
„Die konkrete Ausgestaltung der Empfehlungen muss mit den betroffenen Akteuren noch abgestimmt werden. Gerade im Bereich Kultur sind die vorhanden Einrichtungen stärker in den Fokus zu nehmen und einzubeziehen“, so Erster Bürgermeister Neideck.
Die vorgeschlagenen Maßnahmen beinhalten beispielsweise emotionalere Gästeansprache durch Storytelling, Bildsprachen in Printmedien und auf einer neuen Tourismushomepage und Social Media innerhalb der identifizierten Erlebniswelten, eine bessere Steuerung der Besucherlenkung in der Innenstadt aber auch in die Stadtteile sowie auf dem Schlossberg oder die Einrichtung eines MICE-Netzwerks und die Entwicklung einer Tagungsmarke für Freiburg. Auch die Weiterentwicklung des Angebots an Stadtführungen, die Zertifizierung von Tagungsräumen und Profilierung der Hotellerie sowie eine Qualitätsinitiative in der Gastronomie oder die Erarbeitung eines Konzepts „Weinstadt Freiburg“ unter Einbezug der Region Freiburg und südlicher Oberrhein werden vorgeschlagen.
Hotelbedarfsanalyse
Die positive Angebots- und Nachfrageentwicklung sowie ein gutes Auslastungs- und Preisniveau, sprechen für einen gesunden und stabilen Hotelmarkt in Freiburg. Auch nach Eröffnung der vier neuen Markenhotels mit ihren zusätzlichen mehr als 750 Hotelzimmern in diesem Jahr bescheinigt die Hotelbedarfsanalyse Freiburg aufgrund der guten Tourismusentwicklung der letzten Jahre einen gesunden Hotelmarkt. Ob und wie viele weitere Hotelzimmer benötigt werden, hängt maßgeblich davon ab, welche projektierten Objekte umgesetzt werden. Es wurde ein Bedarf in den Bereichen „junges Tagungshotel mit Co-Workingflair“ oder einem Hostel für die Geeneration Y sowie gegebenenfalls einem Rad- oder Weinhotel am Stadtrand ausgemacht. Zudem sollten die bestehenden Betriebe weiterentwickelt werden. Dies beinhaltet sowohl die qualitative Verbesserung, als auch eine stärkere inhaltliche Profilierung beziehungsweise Spezialisierung. Kleine Hotels mit Charme sind durchaus konkurrenzfähig, dazu ist es jedoch notwendig, dass sich die Individualhotellerie in Freiburg eindeutig positioniert.
Tagungsraumkonzept
Freiburg hat sich dank guter Infrastruktur in den letzten Jahren als Messe-, Tagungs- und Kongressstandort etabliert. Regelmäßig halten Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Verbände in der Stadt Konferenzen, Kongresse und Tagungen ab. Ab einer gewissen Größe oder wenn mehrere Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden sollen, können diese jedoch nicht mehr in Freiburg realisiert werden, weil die vorhandenen Kapazitäten derzeit nicht ausreichen. Die im Rahmen der Erstellung eines Tagungsraumkonzeptes durchgeführte Analyse des Raumbedarfes verdeutlicht ein Defizit bei Räumlichkeiten mit 500-700 Sitzplätzen. Auch fehlt es an Einrichtungen mit mindestens vier modular gestaltbaren, multifunktionalen Tagungsräumen. Ebenfalls limitiert sind geeignete Locations für Event- und Abendveranstaltungen sowie ausreichende Kapazitäten in gastronomische Einrichtungen. |