Das erinnert an Ferien wie früher: Beim Dorfurlaub im Schwarzwald entspannt man in der Natur, trifft herzliche Gastgeberinnen und regionale Produzenten und erlebt, dass die Kinder endlich mal wieder unbeschwert toben können. Zum Beispiel in Loßburg
Vorsichtig greift Benedikt nach dem Ei im mobilen Hühnerstall, angelt es heraus und legt es behutsam im Karton ab. „Guck mal, da hinten ist noch eins“, ruft er Carla Staiger zu, die hier in Loßburg-Schömberg im Schwarzwald mit einer Gruppe Gleichgesinnter den großen alten Hofbauernhof bewirtschaftet. Benedikts kleine Schwester Lina bleibt auf Mamas Arm, darf aber ein Huhn streicheln. „Ganz weich“, sagt sie und lacht. Die Familie hat im Laden des Hofbauernhofs eingekauft und bekommt nun noch eine Führung gratis: Die Kleinen dürfen die Schwäbisch-Hällischen Schweine füttern, eine Runde Kettcar fahren und zu den Hühnern auf die Wiese.
Herzliche Gastgeberinnen und eine schöne, ländliche Natur
Loßburg liegt ziemlich lauschig im Tal der Kinzig – es ist eine von insgesamt 21 Gemeinden, die sich zum Dorfurlaub Schwarzwald zusammengeschlossen haben. Das Konzept: Gäste in freundlichen kleinen Schwarzwald-Orten am Dorfleben teilhaben lassen – perfekt auch für Familienferien. Dazu gehören herzliche Gastgeberinnen, schöne Natur rundherum und die Möglichkeit, bei lokalen Produzenten einzukaufen. Auf der Website wird das so erklärt: „Dorfurlaub-Gemeinden überraschen mit besonderen Erlebnissen. Es herrscht ein anderer Rhythmus als in der Stadt. Vieles ist im Werden, nichts ist wirklich "perfekt" und unveränderbar. Die Dörfer sind wie der Schwarzwald selbst: herausfordernd, entspannend, kontrastreich, ursprünglich und im Kern echt.“
Zauberland am Kinzigsee
Benedikts und Linas Eltern haben sich für einen solchen Dorfurlaub entschieden, weil die Kinder dort etwas ganz anderes erleben können als zu Hause. Und weil auch die beiden Erwachsenen Lust auf Natur, authentische Produkte und unbeschwerte Sommerferien hatten. Die Kinder haben mittlerweile nach einem kleinen Ortswechsel ihre Schuhe ausgezogen und erkunden die Wassererlebnisrunde im Zauberland am Kinzigsee. Das ist ein Naturerlebnispfad rund ums Wasser am Kinzigursprung. Etwas weiter warten noch eine Station mit großen Wasserspritzpistolen und eine Stelle, wo die Kleinen am Bach spielen können. Benedikt klettert das schattige Bachbett hinauf, während Lina versonnen Steine ins Wasser wirft und schaut, welche Lichtspiele dabei auf der Wasseroberfläche entstehen.
Loßburger „Vesperdäschle“
Nach einem Picknick mit regionalen Produkten, das die Familie im Loßburger „Vesperdäschle“ bei ihrem Dorfurlaub-Gastgeber vorbestellt hat, klettert das Quartett auf den Vogteiturm. Und während die Kleinen es aufregend finden, dass die Stahlkonstruktion so luftig ist, genießen die Eltern die weite Aussicht über die Höhenzüge des Schwarzwalds.
Mit Ziegen spazieren
„Komm Toff, komm Frida“, ruft Esther Föttinger vom Kultierhof ihren Schützlingen zu, und die rennen nach kurzem Zögern fröhlich Esther hinterher. Nein, es sind keine Pferde, die mit uns durchs Dorf spazieren – es ist eine übermütige Ziegenbande. Esther Föttinger erzählt, dass ihr Vater den Bauernhof vor ein paar Jahren gekauft hat – und dass sie sich mit den Tieren einen Kindheitstraum erfüllt hat. „Ziegen sind so emphatische Tiere“, erzählt sie, „ich weiß nicht so ganz genau, warum, aber ich wollte eigentlich schon immer welche haben.“ Hier in Betzweiler-Wälde bei Loßburg werden die Ziegen weder geschlachtet noch gemolken. Ab und zu mit Gästen auf Tour durch den Ort und den Wald zu gehen, ist der einzige Job der Tiere. Nebenbei bietet der Kultierhof auch Konzerte in der Scheune – und auch da dürfen die Ziegen ab und zu als Zuhörerinnen dabei sein.
Die Tiere bleiben zusammen
„Papa, Papa, die sind so schnell“, ruft Benedikt, der furchtlos zwischen den Ziegen umherläuft. Und wirklich: Die Gruppe aus acht, neun Ziegen rennt durch den Ort, hält hier und da kurz vor einem Schaufenster inne und erstarrt, wenn sich ein Auto nähert. Doch dann geht es auch schon wieder mit hohem Tempo weiter. „Das ist schon immer ein bisschen aufregend“, gibt Esther zu, „aber eigentlich geht unterwegs kein Tier verloren, die bleiben zusammen.“ Und am Ende sind auch alle wieder im Stall – gemütlich im Heu und hinter Riegel.
Ein Sägewerk, fast wie früher
Eigentlich sollen Lina und Benedikt jetzt von den Großeltern, die mit in den Urlaub gekommen sind, abgeholt werden. Aber sie zetern, wollen mit in Connis Käsemanufaktur auf dem Schwenkenhof. Dort kann man nämlich Kühe auf der Weide beobachten (und umgekehrt auch von ihnen angestarrt werden, sie kommen nämlich gern angelaufen, wenn Besuch kommt). Und man darf dort im Laden Biokäse probieren. Landwirtin Cornelia Reich erzählt währenddessen vom Leben auf einem Bio-Bauernhof und vom Käse, den sie gern mit regionalen Kräutern und Zutaten verfeinert. Zwischendurch kommt ein Notruf: Ein Kälbchen ist auf der Weide geboren wurden und braucht Hilfe. Aber ansonsten bleibt es ruhig im Idyll. Die Eltern verkosten einige Käse, während die Kinder am Boden Puzzle legen, die Conni für kleine Gäste in einem Korb bereit hält.
MĂĽhlenwelt am Heimbach
Ohne die Kinder machen die Eltern noch eine Wanderung in der Mühlenwelt am Heimbach. Karl-Heinz Mäder, dessen Vorfahren in dem Schwarzwaldtal einst Mühlen betrieben, begleitet die beiden und erzählt: wie man früher im Wirtshaus „Linde“ beim Viertele darauf gewartet hat, dass die Dorfsäge ihre Arbeit verrichtet, welcher Wanderweg der schönste ist, wie das Konzept in seiner „Oberen Mühle“ ist (regionale Produkte auf der Speisekarte, alles einfach, aber gut) und warum er gerne die alte Säge in der Scheune anwirft. Na, das muss man nicht erklären, das sieht man: Mäder wuchtet mit Hilfe einer Maschine einen Fichtenstamm zur Säge, die zwar sehr alt ist, aber leider nicht mehr mit Wasserkraft angetrieben werden kann. Karl-Heinz Mäder dreht an Knöpfen, probiert, kontrolliert, flucht ein bisschen, probiert wieder und lächelt schließlich zufrieden. Das Monster setzt sich langsam in Bewegung, schnauft und faucht. Die Sägeblätter werden schneller und schneller, der Baumstamm wird in Latten geteilt. „Das dauert auch heute noch“, meint Karl-Heinz Mäder. „Aber ich bleibe lieber dabei, das Viertele gibt’s später bei mir im Restaurant.“ Sagt er und justiert schon wieder etwas. Auch das ist ein Stück Dorfurlaub – Tüftler zu treffen, die bewusst in die Heimat zurückgekommen sind, um nebenberuflich die Tradition des Dorfes und die der eigenen Familie am Leben zu halten.
Alle Informationen zum Dorfurlaub im Schwarzwald findet man online ... |