Am letzten Freitag im September wĂŒrdigen die Verbraucher*innen in Deutschland ihre geliebte Stulle. Es ist der Tag des Deutschen Butterbrots, welches hierzulande ganz verschiedene Formen und Bezeichnungen hat. Aus Sicht von Slow Food verdanken wir die âguteâ Stulle dem Lebensmittelhandwerk, fĂŒr dessen Erhalt der Verein sich bundesweit einsetzt. Denn dem Handwerk verdanken wir nicht nur unseren Genuss; als HĂŒter*innen der biologischen, kulturellen und kulinarischen Vielfalt tragen Lebensmittelhandwerker*innen auch entscheidend zur regionalen Versorgungssicherheit, LebensmittelwertschĂ€tzung und ErnĂ€hrungswende bei.
Obwohl Brot in Deutschland zu den beliebtesten Grundnahrungsmitteln zĂ€hlt, droht den Verbraucher*innen gerade hier der Verlust von Vielfalt. Dazu trĂ€gt der Strukturwandel im Lebensmittelhandwerk bei, infolgedessen immer mehr Betriebe schlieĂen. Handwerkliches Wissen und regionale Strukturen der Lebensmittelversorgung gehen verloren. TraditionsbĂ€ckereien werden durch Backshops, Discounter-Backstuben und Supermarktregale mit abgepacktem Industriebrot ersetzt. Aufbackware wird als âHandwerkâ verkauft obwohl es keines ist. Ăhnlich kritisch sieht es mit âguterâ Butter aus. Sie entsteht mithilfe handwerklich arbeitender Molkereien und BĂ€uer*innen, die ihre KĂŒhe wesensgemÀà halten, statt durch industrielle Schnellverfahren.
Slow Food möchte Verbraucher*innen fĂŒr âechtesâ Handwerk begeistern und zeigen, was gutes Brot und gute Butter ausmachen, welches Wissen und welche Verfahren es dafĂŒr braucht. Die Frage nach dem Ursprung ist dabei entscheidend. Denn Rohstoffe sowie Verarbeitung und Vertrieb wirken sich auf Geschmack und Genuss, auf Umwelt und Klima gleichermaĂen aus. Ein Brot beispielsweise braucht aus Sicht von Slow Food nur wenige, aber hochwertige Zutaten â angefangen beim verwendeten Getreide ĂŒber NĂŒsse bis hin zu Ălen. Eine ausreichende LĂ€nge der TeigfĂŒhrung trĂ€gt maĂgeblich zur Bekömmlichkeit bei. Und diese Auswahl von Zutaten und Verfahren erfordert vor allem den Menschen und sein Wissen statt standardisierte Maschinen.
Das Wissen um âguteâ Erzeugnisse erwĂ€chst aus der praktischen Arbeit und der Leidenschaft fĂŒrs Handwerk und muss fair bepreist sein. Slow Food hĂ€lt dafĂŒr eine gröĂere NĂ€he zwischen Handwerker*innen und Verbraucher*innen fĂŒr essentiell. Dazu Nina Wolff, amtierende Vorsitzende von Slow Food Deutschland: âJe besser Verbraucher*innen den mit der Wertschöpfung verbundenen Aufwand kennen und den Genuss âguterâ Grundnahrungsmittel mit den eigenen Sinnen erfahren haben, desto gröĂer ist die Bereitschaft, einen angemessenen Preis zu zahlen. Damit einher geht nach unserer Erfahrung oft die Einsicht, dass weniger mehr ist â also eine gröĂere WertschĂ€tzung fĂŒr QualitĂ€t. Bei Slow Food versuchen wir deshalb immer wieder die BrĂŒcke zwischen Erzeuger*in und Verbraucher*in zu schlagen. Seit der Corona-Pandemie wĂ€chst das BedĂŒrfnis vieler Menschen, wissen zu wollen, woher ihre Lebensmittel kommen. Dem wollen wir gerecht werden.â
Am diesjÀhrigen Tag des Butterbrots treffen Vertreter*innen von Slow Food Deutschland mit Verbraucher*innen und Handwerker*innen in der BÀckerei Erbel im mittelfrÀnkischen Dachsbach zusammen, um sich auszutauschen und Brote sowie Milcherzeugnisse zu verkosten. |